Eine Geschichtsstunde der besonderen Art mit Staatsminister Bernd Sibler

„Europa darf man nicht als selbstverständlich ansehen, man muss immer etwas dafür tun.“ Diese Worte des bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst könnte man als Botschaft sehen, die Bernd Sibler am Freitag, 29.3.19, den Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klassen des Hans-Leinberger-Gymnasiums in einer ganz besonderen Geschichtsstunde mit auf den Weg geben wollte.
Zu Beginn seines Vortrags, in dessen Zentrum immer das Auditorium selbst stand, das er geschickt integrierte, gab der Minister einen geschichtlichen Rückblick über Europa. Die Feindseligkeit unter den einzelnen Staaten sei überwunden worden, viele Kriege seinen zwischen europäischen Nationen geführt worden und am Ende habe man ein friedliches Zusammenleben erreicht, so Sibler. Mit den anwesenden Neunt- und Zehntklässlern erarbeitete er die Vorteile von Europa: Oberstes Ziel sei natürlich die Förderung des Friedens, der europäischen Werte und des Wohlergehens der Bürgerinnen und Bürger. Es gebe abgesehen von einigen Ausnahmen keine Zollkontrollen mehr, so dass der Handel zwischen den Mitgliedsstaaten nicht mehr durch Zollabgaben behindert werde. Durch die Gründung einer Wirtschafts-und Währungsunion, deren Währung der Euro ist, sei ganz Europa mit einer einheitlichen Währung verbunden und profitiere von wirtschaftlichen Vorteilen. Zwischen den einzelnen Ländern bestehe eine große Solidarität, die die Ziele von Freiheit, Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit ohne Binnengrenzen verkörpere und zudem durch den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt gestärkt werde. Einheimische Betriebe könnten mit Fördergeldern aus der EU unterstützt werden.
Natürlich kam der bayerische Staatsminister auch auf das omnipräsente Thema Brexit zu sprechen. Interessant waren hierbei die Folgen für Europa, Deutschland und im Speziellen auch für Bayern, die sich nicht nur auf die Wirtschaft, sondern auch auf die Wissenschaft auswirken können. Schließlich wäre nach dem Brexit ein Auslandssemester in Großbritannien nicht mehr ohne Weiteres möglich, wie es jetzt der Fall sei. Konfliktträchtig sei zudem im Rahmen der Brexit-Verhandlungen auch die künftige Gestaltung der Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland. Die auf der Insel selbst als “border“ bezeichnete innerirische Grenze soll nach den Festlegungen der EU und dem Vereinigten Königreich ohne sichtbare Kontrollen bleiben. Da aber an der Außengrenze der Europäischen Union generell Kontrollen von Waren stattfinden müssen, ist vorgesehen, dass das UK auch nach seinem Austritt zunächst in der Europäischen Zollunion verbleibt, was bei Brexit-Befürworten Proteste auslöste.
Dass jeder Einzelne etwas für Europa tun kann, war nach dieser umfassenden Einführung in die Anliegen der Europäischen Union klar. Daher ergab sich im Anschluss eine offene Diskussion zwischen den Schülern und Staatsminister Sibler, bei der es u.a. um die brandaktuelle Neuformulierung des Urheberrechts und die die damit verbundene Problematik zwischen großen Internetfirmen und den Interessen von Künstlern geht. Natürlich lag auch ein abschließender Blick auf die Meinung der Schülerinnen und Schüler zu den Demonstrationen “fridays for future“ zum aktuellen Klimaschutz nahe. Sibler dankte ihnen für ihre engagierte Beteiligung an den Veranstaltungen. Dabei hob er aber auch heraus, dass es trotz des außerordentlichen Einsatzes schulrechtliche Vorgaben gebe, die es einzuhalten gelte.
Nach dieser gewinnbringenden Geschichtsstunde mit Bernd Sibler dankte Schulleiter Peter Renoth dem Staatsminister für sein Kommen und verabschiedete ihn mit den Worten: „Ein lebendiges Europa braucht engagierte Bürgerinnen und Bürger.“ Dass aus den Schülern des HLG einmal verantwortungsvolle Mitbürger werden würden, dazu habe diese reiche Diskussion in jedem Fall beigetragen.
Carola Braun