Exkursion zur Galvanik der Schott AG
Zum Abschluss des Schuljahres organisierte Frau Katharina Pieper am 26.7.2018 für das Chemie-Seminar 16/18 und das Chemie-Seminar 17/19, eine Exkursion zu einem Werk der Schott AG in Landshut, das sich auf die Galvanik spezialisiert hat.
Beim Betreten des Werksgeländes durch die Schranke fällt zuallererst die Anzeigetafel auf, die die Zahl der unfallfreien Tage zählt. Die Anzeige zeigt eine 80 und wir hoffen, dass der Zähler nach unserem Besuch nicht wieder auf 0 steht. Dafür soll Herr Neumann, ein Techniker aus dem Werk, der uns um 13.00 Uhr ganz herzlich an der Pforte begrüßt, sorgen. An der Pforte erhalten wir vorschriftsgemäß Besucheretiketten und Schutzkittel. Dann eröffnet Herr Neumann die einstündige Führung durch das Werk. Er bezeichnet sich genauer als Oberflächenbeschichter. Gut gelaunt, sehr freundlich und ausgesprochen kompetent und verständlich erklärt Herr Neumann die grundlegenden chemischen Prozesse, die in der Galvanikproduktionslinie ablaufen. In diesem Werk werden Elektronikbauteile v. a. aus Stahl und Eisen-Nickel-Legierung zum Schutz vor Korrosion, zur elektrischen Leitfähigkeit sowie zum Anbringen von Löt- und Schweißkontakten hauptsächlich mit Gold beschichtet. Herr Neumann erklärt im Detail, wie die angelieferten Bauteile zunächst in der Beizanlage chemisch mit Säuren und Basen entfettet und gereinigt werden. Anschließend werden die so präparierten Bauteile unter Stromzufuhr zuerst mit Nickel und schließlich mit Gold beschichtet (= galvanisiert). Die Bauteile wandern dabei entlang einer Reihe von Becken von einer Lösung zur nächsten. Typischerweise ist die Goldschicht am Ende des galvanischen Prozesses auf jedem Bauteil nur ca. 0,5 µm dick. Dennoch werden in der Anlage pro Woche auf diese Weise etwa 3 kg Gold verarbeitet!
Im Anschluss zeigt uns Herr Neumann die Wasch- und Trocknungslinie, in der die beschichteten Bauteile durch Spülung mit Wasser und Trocknung mit Heißluft für die Weiterverarbeitung vorbereitet werden. Gleichzeitig gesellt sich eine junge Meisterin aus dem Betrieb zu uns, die für die Entwicklung in der Galvanik verantwortlich ist. Sie präsentiert uns die etwas kleinere Entwicklungsanlage, die ähnlich zur Hauptanlage, aber in kleinerem Maßstab gebaut ist. Dort können sich die Mitarbeiter bei der Optimierung bestehender Prozessschritte bzw. bei der Entwicklung neuer Verfahrensschritte austoben. Einige Meter abseits der Produktionsanlagen befindet sich – für ein Chemieunternehmen obligatorisch – ein chemisches Labor. Wir erhalten einen kurzen Einblick in das gut ausgestattete analytische Labor des Werks, das die galvanischen Prozesse überwacht. Drei Mitarbeiter überprüfen hier mit HighTech-Geräten wie z. B. einer HPLC, einem Atomemissionsspektrometer, Titrationsautomaten und Feinwaagen (auf fünf Nachkommastellen genau!) die Qualität der Beschichtungen sowie die Reinheit der Lösungen in den Becken. Gleich daneben befindet sich das Azubi-Labor, in dem die Auszubildenden im Rahmen von Projektarbeiten selbstständig experimentieren. Die Schott AG bildet pro Jahr etwa zwei Auszubildende zum relativ seltenen Beruf des Oberflächenbeschichters aus. Aufgrund des Fachkräftemangels haben die Gesellen nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung die Möglichkeit zur Weiterbildung zum Meister mit einer anschließenden Übernahmegarantie im Betrieb.
Weiterhin führt uns Herr Neumann durch die Vorbereitung der Feinbauteile im Vorfeld der Beschichtung. Einige Bauteile, die nur stellenweise vergoldet werden sollen, müssen gesondert präpariert werden. Die zu beschichtenden Stellen, wie z. B. einzelne Kontaktstifte am Bauteil, müssen für den Stromdurchfluss in Handarbeit über einen dünnen Draht mit dem Stromkreis kontaktiert werden. Wir beobachten beeindruckt, wie eine Mitarbeiterin hierbei konzentriert an einer Palette von Bauteilen, die sie alle mit nur einem Draht fortlaufend und nach genau festgelegtem Muster verbindet, arbeitet. Diese notwendige Feinarbeit nennt sich „Stripping“. Zum Abschluss der Führung durch die unterschiedlichen Bereiche der Produktion wird uns noch eine Auswahl der Produkte aus dem Portfolio des Werks präsentiert, deren Anwendung bis hin zu Bohrköpfen reicht, die um die Ecke bohren können!
Als Unternehmen aus dem Bereich der Chemieindustrie legt die Schott AG selbstverständlich einen großen Wert auf die Schonung der Umwelt. Die bei der gesamten Galvanikprozedur anfallenden, mit giftigen Chemikalien sowie Säuren und Basen belasteten Abwässer müssen sachgerecht aufgearbeitet und entsorgt werden. Herr Neumann führt uns zu diesem Zweck in das Untergeschoss des Unternehmens. Dort wird in einer äußerst komplexen Anlage das Abwasser soweit aufbereitet, dass es gefahrlos in die Kläranlage geleitet werden kann. Schmunzelnd bemerkt Herr Neumann, dass das Abwasser schließlich so sauber ist, dass es in Bezug auf den Ionengehalt jedes Mineralwasser schlagen würde. Nach einem kurzen Einblick in das Gefahrstofflager ist die Führung unfallfrei beendet.
Fazit: In der Galvanik der Schott AG haben wir viel Wissenswertes über die praktische Anwendung der Galvanotechnologie gelernt. Die Mitarbeiter waren alle sehr freundlich und erfreut über den Besuch aus dem HLG. Die interessante Führung lieferte uns einen detaillierten Einblick in die chemischen Verfahren vor Ort, was uns Lehrern an der einen oder anderen Stelle als Inspiration für den Unterricht diesen wird. Das Zusammenspiel von sachgerechtem Umgang mit Chemikalien im großen Maßstab und gleichzeitiger Berücksichtigung der Umwelt in diesem Werk der Schott AG hinterließ bei uns einen sehr positiven Eindruck der oftmals vorverurteilten Chemieindustrie.
David Konieczny (StRef Chemie)