„Europa ist unsere Zukunft“

Unter dieses Motto stellte das P-Seminar Sozialkunde des Hans-Leinberger-Gymnasium Landshut seine Arbeit und legte damit inhaltlich ein eindeutiges Statement für Europa ab. Die Teilnehmer planten und konzipierten in den vergangenen eineinhalb Jahren einen Europaplatz, der in Zuge der Generalsanierung der Schule auf dem Pausenhof umgesetzt werden soll. Dazu soll zukünftig die Flagge der Europäischen Union in den Boden eingelassen werden. Somit wird ein zentraler Anlaufpunkt geschaffen, an dem Europatage würdig gefeiert werden können. Symbolisch wurden dazu seit September letzten Jahres sukzessive goldene Metallsterne der Schulleitung übergeben. Jeder dieser Sterne wurde mit einer Leistung oder einem Wert graviert, hinter der oder dem die Europäische Union steht. So kann man unter anderem „Menschenrechte“, „Verbraucherschutz“ oder „Demokratie“ lesen. Jeder Stern wurde den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums im Rahmen einer interaktiven Pausenpräsentation vorgestellt. Auf der Homepage der Schule werden in Zukunft nähere Informationen zu jedem einzelnen Stern gegeben werden.
So blieben bis letzten Mittwoch nur mehr die beiden Sterne mit den Inschriften „Frieden“ und „Freiheit“ übrig. Diese wurden im Rahmen einer Abendveranstaltung in der Mensa feierlich der Schulleitung überreicht. Zahlreiche Gäste, unter die sich auch Oberbürgermeister Alexander Putz und viele Stadträte aus den verschiedensten Parteien einreihten, zeigten, dass das Thema „Europa“ auch für Landshut ein wichtiges ist. Besonders freute es die Seminarteilnehmer, dass sie für einen Fachvortrag einen hochrangigen Experten in Sachen Europäische Union für den Abend gewinnen haben können. Mit Jochen Kubosch kam der ehemalige Leiter der Niederlassung des Europäischen Parlaments in München. Zuvor war er in Brüssel im deutschen Expertenteam der Europäischen Kommission tätig und zählt heute zum offiziellen Rednerteam dieser Institution. In seinem Vortrag beschäftigte er sich mit der Zukunft und den aktuellen Herausforderungen für die europäische Staatengemeinschaft. Seine Botschaft war dabei unmissverständlich: Europa ist ein Kompromiss und Demokratie ist immer ein Kompromiss. Alleingänge, wie sie momentan durch den Brexit zu Tage treten, schüren lediglich nationale Vorurteile und vereinfachen und schwächen die Stimme Europas in der Welt. Schließlich leben in der EU lediglich 6% der Weltbevölkerung und diese müssen, um auch ihre Geltung zu bewahren, mit einer Stimme sprechen, weshalb eine Vertiefung statt einer Differenzierung des europäischen Gedankens die Zukunftsperspektive ist. Abgesehen, dass der ungeordnete Austritt Großbritanniens mehr Fragen aufwirft, als er Antworten gibt, kann eben Demokratie nie nur die Meinung eines Mitgliedes repräsentieren und ist demnach schon in ihrem Wesen ein Kompromiss, und das ist gut so, zumal in einer globalisierten Welt nationale Grenzen nur wenig Chancen haben, unsere Werte, die auch vom P-Seminar auf ihren Sternen herausgestellt worden sind, zu verteidigen und zu verbreiten.
Im Vorfeld des Referats stellten die Seminarteilnehmer den Zuschauern ihr Projekt in einer Präsentation und einem kleinen Theaterstück vor, wobei sie besonders auf die Schwierigkeiten der Umsetzung ihrer Idee hinwiesen. Diese lagen wohl vor allem im handwerklichen Geschick und anderen Widrigkeiten, wobei letztlich der Platz doch entstehen und Gestalt annehmen konnte und die Seminarteilnehmer ihre Fähigkeiten auch auf Gebieten, die sonst nur wenig Raum im Lehrplan für Gymnasien finden, wesentlich vertiefen konnten.
Durch das Programm führte Benedict Hofmann mit Charme und Witz und dankte sowohl der Stadt Landshut als auch der Schulleitung und dem Seminarleiter, Herrn Simon Hölzl, dass sie dem Projekt stets positiv und unterstützend gegenüberstanden. In einer Gesprächsrunde und bei Musik und Verpflegung stellten die einzelnen Schülerinnen und Schüler dann den interessierten Besuchern ihre jeweiligen Sterne vor, bevor sich die gesamte Abendgesellschaft zum Abschluss noch einmal an der Bühne versammelte, um die letzten beiden Sterne mit den wohl beiden größten Leistungen der EU einzuweihen. Schließlich hat es die EU geschafft, über 70 Jahre lang in unseren Breitengraden für Frieden zu sorgen und jedem von Mitglied seine Freiheit zu bewahren. Das war nicht immer so, wenn die jungen Menschen ihre Lebenswelt mit denjenigen vergleichen, die ihnen von unterschiedlichen Zeitzeugen sowohl zum dritten Reich als auch zur DDR immer wieder geschildert werden. So gilt es, den Frieden und die Freiheit nicht nur für uns, sondern auch für die Zukunft zu schützen.