Petra Krenz spricht zum Europatag

Quo vadis, EU? – Die Notwendigkeit einer starken Gemeinschaft
„Werte müssten vor Interessen in der Politik stehen", sagte der Präsident des Europäischen Rates Donald Tusk beim Besuch des amerikanischen Präsidenten Donald Trump in Brüssel. Diese Überzeugung und der Wille zum Frieden durch Zusammenarbeit auf dem Boden demokratischer Werte haben uns die längste Friedenszeit in Europa geschaffen. So leitete Gisela Bogner, Fachbetreuerin für Sozialkunde, den Vortrag von Petra Krenz vor den Schülerinnen und Schülern der 10. Jahrgangstufe des Hans-Leinberger-Gymnasiums ein.
Petra Krenz ist Beamtin in der Europäischen Kommission und arbeitet in der Generaldirektion Wettbewerb, wo sie in Verhandlungen mit den verschiedenen Mitgliedstaaten das Ziel verfolgt, den Wettbewerb für die Verbraucher zu erhalten.
Da sie neben Brüssel auch in Niederaichbach ein Zuhause hat, hat sie sich das HLG ausgesucht, um zum bundesweiten Europaprojekttag einen Beitrag zu leisten. Sie spannte in ihrem interessanten Vortrag einen breiten Bogen von den Gründungsvätern bis zur Kontaktstelle für Problemfälle, wobei sie immer wieder auch ihre ganz persönlichen Erfahrungen ihrer langjährigen Tätigkeit für die Europäische Kommission einfließen ließ, was die Schülerinnen und Schüler besonders interessant fanden.
Eindrucksvoll ließ Petra Krenz spüren, dass die Zusammenarbeit mit den Vertretern der EU-Mitgliedsländer ihr große Freude bereitet, es aber immer wieder auch eine Herausforderung darstellt, die unterschiedlichen Kulturen, Vorstellungen und Traditionen zusammenzubringen. Außerdem zeigte sie auch auf, welche Vorteile die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer von der EU hätten. Das ziehe sich von der einheitlichen Produktetikettierung über das Verbot unlauterer Vertragsklauseln bis hin zu den Regelungen zu Handygebühren. Der eben erzielte Wegfall der Roaming-Gebühren sei für Ferienreisende wichtig.
Die Schülerinnen und Schüler hatten viele Fragen an die Vortragende. So waren sie unter anderem an den Zahlen zum Haushalt und den Zahlungen der einzelnen Mitglieder, besonders natürlich Deutschlands interessiert. Nur 6% des Haushalts, der im Übrigen mit 158 Mrd. € kleiner als der einiger Mitgliedstaaten sei, würden für Verwaltung ausgegeben. Jeder EU-Bürger würde somit 0,77 € pro Tag für die EU ausgeben.
Eine andere Frage bezog sich auf den anstehenden Brexit. Petra Krenz verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass gerade hier erkannt werden würde, was bisher als selbstverständlich hingenommen worden sei. So würden die Briten Veränderungen bei so alltäglichen Dingen wie Passagierrechten oder beim Zugang zu Studien- oder Arbeitsplätzen spüren.
Auch die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei, die problematische Entwicklung in einzelnen Mitgliedstaaten und Abspaltungsideen, wie es sie in Schottland und auch in Katalonien gibt, kamen zur Sprache, ebenso wie die Reformideen des neuen französischen Präsidenten Emanuel Macron und die Möglichkeiten eines Studiums in den EU-Ländern und Arbeitsmöglichkeiten in der EU-Verwaltung.
Immer wieder wurde deutlich, dass an der EU kein Weg vorbeigeht, dass eine starke europäische Gemeinschaft notwendig ist, da die einzelnen Länder in einer globalisierten Welt alleine nicht konkurrenzfähig wären, und dass auch die Probleme der Welt nur im Zusammenhalten auf der Basis der europäischen Werte gelöst werden können. So wurde die Frage „Quo vadis, EU?“ natürlich nicht beantwortet, jedoch die Übereinstimmung erzielt, dass es sich lohnt, europäisch zu denken und zu handeln.
Die Schülerinnen und Schüler bedankte sich zum Schluss mit einem donnernden Applaus, nicht zuletzt deswegen, weil Petra Krenz eine Spezialität aus Brüssel mitgebracht hatte, belgische Schokolade.