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Die Verfassung der Verfassung

Sieben Schüler auf einer Bühne

Das Hans-Leinberger-Gymnasium feiert den 70. Geburtstag der Bayerischen Verfassung

„Das Grundgesetz ist wie Trockenbrot, die bayerische Verfassung wie Wurstbrot“. Mit diesem nicht nur zum Eröffnungsbuffet des Abends passenden Zitat begrüßte Schulleiter Peter Renoth die zahlreichen in der Goldenen Mensa des HLG erschienen Gäste. Er unterstrich damit die unmittelbare Lebensnähe der bereits 70 Jahre alten Verfassung, deren Geburtstag das HLG auf Initiative der Fachschaft Geschichte/Sozialkunde am Donnerstag, den 8.12., feierte.

Zugleich betonte OStD Renoth, dass eine Erziehung im Geiste der Demokratie in der heutigen Zeit von unschätzbarer Wichtigkeit sei. Gerade dieser Werteorientierung schloss sich die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Müller an, die aufzeigte, dass Teile der Bayerischen Verfassung beispielsweise durch Schüleraustauschprogramme am HLG omnipräsent seien. In ihren Grußworten richtete sie den Blick zurück auf den Vater der Verfassung, Wilhelm Hoegner. Auf ihn gingen besonders die Institutionalisierung von Volksbegehren und Volksentscheid sowie die starke Verankerung der gemeindlichen Selbstverwaltung zurück. Dabei rückte sie vor allem den Artikel 168  „gleiche Arbeit, gleiches Geld“ und Artikel 141, den Schutz der Lebensgrundlagen, ins Zentrum ihrer Rede. Darüber hinaus betonte MdL Ruth Müller aber auch die Aktualität unserer Verfassung in der Gegenwart, da sie das Fundament unserer Gesellschaftsordnung sei und nicht in Frage gestellt werden dürfe.

Die Notwendigkeit, profunde Kenntnisse über die Bayerische Verfassung zu haben, diese nicht zu vergessen und unter die Leute zu bringen, betonte auch die Initiatorin des gelungenen Abends, StDin Gisela Bogner, Fachbetreuerin Sozialkunde und Seminarlehrerin für Grundfragen staatsbürgerlicher Bildung: „Unsere Verfassung ist trotz ihres Alters hochmodern und von unbeschreiblicher Aktualität, gerade im Hinblick auf Umweltschutz, Schulbildung für alle, Recht auf Arbeit oder Mindestlohn.“ Mit einem kurzen Rückblick auf die Entstehung der Verfassung eröffnete Gisela Bogner den sachlichen, satirischen, humoristischen und kritischen Blick auf das „Geburtstagskind“, die Bayerische Verfassung, und gab die Bühne frei für ein Zwiegespräch zwischen Militärgouverneur Walter J. Muller und dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner, verkörpert durch die Geschichtslehrkräfte Susanne Stewens und Gerhard Bogner, in dem Muller Hoegner aufforderte, eine bayerische Verfassung vorzubereiten. Weitere Einblicke in die Verfassung ermöglichte eine Diashow von der Vergangenheit bis heute und mehrere szenische Darbietungen, die in gelungener Weise den Umgang mit der Bayerischen Verfassung widerspiegelten. So widerlegte eine geschulte Enkelin die kritischen Kommentare der Großmutter zu aktuellen politischen Ereignissen mit dem Verweis auf bayerische Verfassungsartikel und brachte die vorurteilsbehaftete Oma zum Nachdenken. Auch der von Hoegner ins Leben gerufene „Schwammerlparagraph Artikel 141“, der einen freien Zugang zur Natur garantiert, kam in Form eines Sketches auf die Bühne. Der angehende Abiturient Paul Stewens untersuchte die bayerische Verfassung und die bundesweite Einführung der Volksentscheide kritisch. Leander Hartung, Schüler der Q 11, warf einen humoristischen Blick auf das in der Verfassung verankerte Ehrenamt und nachbarschaftliche Hilfe. Zuletzt zeigte ein Film der Klasse 10a am Beispiel des Schulalltags, dass bei der Ausübung des Artikels 131 Theorie und Realität leider oftmals weit auseinander liegen. Feststand jedenfalls nach den zahlreichen Einlagen, dass eine Verfassung unabdingbar ist. Untermalt wurde die besondere „Geburtstagsfeier“ durch Lieder bayerischer Humoristen. Für gemütliche Stimmung sorgte Musiklehrer Florian Huber mit seinen Blasmusikkollegen. Ruth Müller äußerte sich begeistert über den abwechslungsreichen Abend, an dem die Schüler des HLG gezeigt hatten, wie viel Aktualität einem so alten Werk wie der Bayerischen Verfassung entnommen werden konnte. Schulleiter Peter Renoth war sehr erfreut, dass es gelungen war, der Verfassung so viele witzige, aber auch kritische Seiten abzugewinnen. Dennoch ließ er zum Abschluss der feierlichen Begegnung auch nachdenkliche Töne vernehmen: „Unsere Verfassung ist in bester Verfassung, ob sie in bester Gesellschaft ist, liegt an uns!“.

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